Fehlt es uns an Schwarmbewusstsein?
Gemeinsam unterwegs
Es war letzten Sommer an der alten Donau in Wien, da machte ich die eindrucksvolle Erfahrung, dass wir Menschen tatsächlich auch über ein Bewusstsein verfügen wie Fischschwärme.
Am Uferweg strömte ich in einer lockeren Menschenmasse in eine Richtung dahin. Eine andere lockere Menschenmasse kam uns entgegen. Wir waren alles andere als homogen: es waren hauptsächlich Junge, doch prinzipiell alle Altersgruppen unterwegs. Zu Fuß, per Rad, per Skateboard, mit Kinderwagen… . Ich staunte nur so, wie wir alle an einander vorbeiglitten. Mühelos und selbstverständlich an diesem wundervollen Sonntag. Corona machte gerade Sommerpause und wir waren geradezu in Glückswolken unterwegs. Da ging alles leicht.
Eine aufgespaltene Gesellschaft von Individuen
Derzeit geht es nicht leicht. Es ist ja auch viel schwieriger, jeden Tag Entscheidungen zu treffen für den Schwarm, für die Allgemeinheit, wenn ich als Individuum etwas anderes möchte als gerade von der Politik, von der Wissenschaft, die in den Mainstream-Medien veröffentlicht werden, gefordert wird.
Es geht um verschiedene Themen: um das Tragen von Masken, das rücksichtsvolle Abstand-Halten, die Sperre von Unternehmen, die Impfung….
Und die allermeisten scheinen ausschließlich ihre eigenen Interessen zu verfolgen.
Wenn ich derzeit mit Menschen über das Thema Impfung diskutiere, dann wundere ich mich, dass es vielen nur um das Eigene, die eigene Familie geht. Nicht um alle in Österreich, in Europa, um die ganze Menschheit.
Ist das normal? Wahrscheinlich. Ich habe ganz selbstverständlich immer nebenher den Gedanken ans große Ganze mitlaufen, bei den meisten Dingen, die ich tue. Das heißt nicht, dass ich IMMER für das Allgemeinwohl und gegen den Klimawandel entscheide. Ich versuche es, so gut ich gerade kann.
Ich fände es großartig, wenn die aktuelle Pandemie mit allen ihren Folgen einfach so aufhörte und ich mich nicht impfen zu lassen brauchte. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass das geschieht, geht gegen Null. Ich höre unterschiedliche Zahlen zur nötigen Durchimpfungsrate der Menschheit, um weitere Mutationen des Coronavirus zu verhindern. Ich werde jedenfalls meinen Teil dazu beitragen, mich impfen lassen. Diesbezüglich habe ich im letzten halben Jahr meine Meinung geändert.
Entscheidung für das große Ganze
Ich bin mir meiner Macht bewusst. Die so klein und so groß ist, wie sie ist, nicht mehr und nicht weniger. Jedenfalls kann ich entscheiden, glücklich zu sein. Mich frei zu fühlen. Das große Ganze im Auge zu behalten. Und ich kann das aussenden. Unbewusst geschieht das sowieso. Bewusst tue ich es auch: Gefühle der Dankbarkeit und Freude um den Planeten schicken. Und das tun wir auch gemeinsam immer wieder mal in den Yogastunden. Jede Person bei sich zu Hause. Das verbindet. Denn ohne das Bewusstsein um diese Verbindung gibt es oft keinen Willen, über sich hinaus zu denken und tun. Als Inspiration ist hier das Gedicht „No man is an island“ von John Donne (1572-1631). Es war im Englischbuch in der Oberstufe. Es passt immer noch, ja offenbar immer besser für uns:
No man is an island
No man is an island,
Entire of itself;
Every man is a piece of the continent,
A part of the main.
If a clod be washed away by the sea,
Europe is the less,
As well as if a promontory were:
As well as if a manor of thy friend’s
Or of thine own were.
Any man’s death diminishes me,
Because I am involved in mankind.
And therefore never send to know for whom the bell tolls;
It tolls for thee.
( Der Tod jedes einzelnen Menschen reduziert auch mich, weil ich in der Menschheit verwoben bin. Schicke also niemand aus, um zu erfahren, für wenn die Totenglocke läutet, sie läutet für dich. )
Ich bedanke mich bei Tom Fisk auf Pexels.com für das Foto des Fischschchwarmes!
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