Anna Ledermüller-Sommer – Yogalehrerin und Energetikerin

Was mich 2020 lehrte

Was mich 2020 lehrte

Die grundlegende Geborgenheit stärken

Die aktuelle Pandemie verursacht so viel Angst, Leid und Schrecken, dass ich es für nötig erachte, in all diesem Negativen auch das darinnen liegende Positive zu finden.

Ich tue mir bis jetzt leicht damit, auch das Positive zu sehen. Ja, ich bin privilegiert. Nicht nur wegen meiner Lebensumstände, die recht gut Lockdown-kompatibel und Maßnahmen-verträglich sind.

Ich bin auch privilegiert, weil ich mich bei etwas vordergründig Schrecklichem immer fragen kann, „Was ist das Gute daran?“ und „Was wird dadurch Schlimmeres verhindert?“ Diese zwei Fragen binden mich augenblicklich in einen unbekannten, größeren Plan ein. Sie stärken meine Grundgeborgenheit. Und sie reduzieren meinen Widerstand schon im Aufkeimen.

 

Was ist das Gute daran?

Die Umstände und Maßnahmen, die das Virus mit sich bringt, kann ich nicht ändern, meine Einstellung dazu schon.

Ich darf vieles nicht tun, das ich sonst tun könnte: Yoga in Innenräumen unterrichten, reisen, Konzerte und  Ausstellungen besuchen, Feste feiern, mich mit Menschen in Restaurants oder Cafes treffen…

Und das Gute daran: ich muss das alles gar nicht tun, mein Leben geht weiter auf ruhigere Weise. Ich bin nicht ständig auf der Jagd nach interessanten Veranstaltungen, wirklich guten Restaurants, Terminen mit vielen Menschen. Ich muss nicht reisen, ich muss nicht Sightseeing betreiben, ich muss überhaupt nichts Großartiges erleben. Es darf unspektakulär sein. Ich darf unspektakulär sein.

Einfach nur sein

Es gibt nichts Schöneres. Dieses Sich- hinein-entspannen ins Nichts, ins Alles-das -ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass das gelingt, in aller Ruhe gelingt, die steigt mit der Muße. Die „Muße“, was für ein wundervolles, fast verschollenes Wort, verbrüdert mit dem herrlichen „Müßiggang“. Wenn ich müßig gehe, komme ich entspannter in meiner Mitte an. Bin auf einmal in der Meditation, die sich durch ein Verbundensein mit Allem-das-ist kennzeichnet. Und dieses Verbundensein ist ein Segen, weil es hinein in meinen Alltag wirkt.

Aus dem Sein heraus Tun

Die oben angesprochene Verbundenheit mit Allem-das -ist bringt unweigerlich Liebe und Mitgefühl mit sich. Es gibt da eine buddhistische Meditation, die des tausendarmigen Chenrezig, in der Liebe zu 1000 fühlenden Wesen geschickt wird, die wiederum Liebe zu 1000 fühlenden Wesen schicken usw. In jedem Yogakurs stelle ich diese Technik vor, weil ich sie als so kostbar erachte. Wie wundervoll könnte unser Planet ausschauen, wenn wir alle von Liebe und Mitgefühl geleitet wären. Meine Meditation ist ein Beitrag dazu. Deine auch.

Achtsames Tun

entsteht auch aus dem Sein heraus und es lässt sich im täglichen Leben bei einfachen Tätigkeiten hervorragend üben: beim Ausräumen des Geschirrspülers, beim Heizen eines Ofens, beim Gehen… Wenn ich nicht viel vorhabe und planen muss, gelingt mir achtsames Tun viel besser. Ich bin halt noch ein Greenhorn auf dem Weg des Yoga. Dieses Jahr schenkte mir viele solche einfache Gelegenheiten, Achtsamkeit zu üben. Stilles Glück.

Verbundenheit mit der Natur

Heuer im Sommer veranstaltete ich meinen allerersten Gartenyoga-Kurs. Yoga mit den Füßen am Erdboden und über dem Kopf nur freien Himmel. Was das in uns allen auslöste! Deutlich spürte ich meine Kleinheit im Großen Ganzen. Durch mein Leben in einem festen Haus habe ich mich von der Natur und all den anderen Lebewesen da draußen entfernt. Auf meinem Weg zurück in die Einheit zog es mich Naturwesen heuer ganz oft in den Wald. Die Großartigkeit und Mächtigkeit des Waldes kann ich gar nicht beschreiben. Du kennst sie ja selbst, lässt dich berühren und wandeln von seinem Zauber.

Technologie kreativ nutzen

Nie hätte ich gedacht, dass ich Yoga-Einheiten als virtuelle Meetings veranstalten würde. Nach ein paar Online-Yoga-Einheiten im Frühling waren die Vorteile klar: wir können in dieser Coronazeit über zoom in Verbindung bleiben. Ich kann dazu beitragen, das Bewusstsein in den Teilnehmerinnen hoch zu halten, ihre Befindlichkeit rundum positiv zu beeinflussen.

Meine Teilnehmerinnen können genau die Einheit, die sie versäumt haben, flexibel nachholen. Das jeweilige Zuhause der Teilnehmerinnen wird zum Kursraum. Damit fördert jede Einheit das Ausüben von eigenständigem, selbstverantwortlichem Yoga. Das macht mir große Freude.

Ohne die viele zwangverordnete Ruhe wäre mir das alles nicht möglich geworden. Und ich bin wirklich dankbar für alle Erfahrungen.

Was wird dadurch Schlimmeres verhindert?

Das sind noch Vermutungen und Hoffnungen, die ja vielleicht wahr werden…

Vielleicht wird die Welt nach dem Ende dieser Pandemie nicht sofort zurück kehren in den Konsumrausch und der damit verbundenen Ausbeutung und Verschmutzung unseres Planeten.

Es kann gut sein, dass wir Menschen nun eher dankbar sein können für das Grundlegende, das wir immer  als selbstverständlich erachteten. Nichts ist selbstverständlich. Es könnte ganz andere Bedrohungen geben, die unsere Luxusleben völlig verändern würden.

Ich hoffe, dass Menschen, die in diesem Jahr mehr in der Natur waren und sich neu in sie verliebt haben, nun auch mit mehr Rücksicht auf die Natur ihre vielen kleinen täglichen Entscheidungen treffen werden.

Möglicherweise bleibt das stille Glück der Meditation in aktiver Erinnerung. Und die, die es erleben durften, werden weiterhin den Weg in die Stille, zum Allem-das-ist, gehen . Denn genau deswegen sind wir da – und es ist uns bewusst geworden.

Es könnte auch sein, dass wir alle unsere Verantwortung für einander wahrnehmen wollen. Das geht nur aus einem Gefühl der Verbundenheit heraus. Yoga schafft das ganz leicht. Dieses Jahr hat mir den reichen Segen von Yoga besonders gezeigt.  Und ich bin einfach nur dankbar am Ende dieses Jahres.

Om shanti shanti shantihiii  !